wieso? Weil ich täglich bei der Arbeit erlebe, dass sie funktioniert.
Ich arbeite daran mit, geophysikalische Beobachtungsdaten (Seismometer, Vermessungsdaten, geochemische und geomagnetische Daten) zu vereinheitlichen und auszutauschen, damit Wissenschaftler zum Beispiel die Erdbebengefährdung grenzüberschreitend besser bestimmen oder erkennen können, wo geothermische Kraftwerke besonders erfolgreich wären.
In unserer technischen Arbeitsgruppe sind Forschungseinrichtungen und Erdbebendienste aller Länder vertreten:
- Aus Deutschland kommen Angelo (ein Italiener), Pete (aus England), Andres (aus Estland) und Javier (ausSüdamerika, Kolumbien, glaube ich)
- Holland ist vertreten durch Luca (ein Italiener) Reinoud (ein Holländer), Jordi (ein Spanier) und Odysseus (ein Grieche, natürlich)
- Der Cheftechniker der Italiener ist Peter (ein Tscheche)
- Die Schweiz ist vertreten von John (ein Ire, aus Swaziland), Fabian (ein Deutscher) und mir (ein Schweizer)
- für Norwegen denkt ein waschechter Professor mit: Kuvvet (ein Türke)
- Weiter gibt es die Franzosen Catherine und Pierre aus Frankreich, den Rumänen Alexandru aus Rumänien, den Griechen Christos aus Griechenland und den Türken Mustafa aus der Türkei, aber das ist ja nicht wirklich überraschend.
Und was glaubt ihr? Das funktioniert. Schnell und einfach ist es zwar oft nicht, so viele Meinungen und Erfahrungen in dasselbe Boot zu holen, aber die gewählten technischen Lösungen sind dann in der Regel umso durchdachter und tragfähiger. Fast wie in der Schweiz ;-)
Auch privat ist das ganz bereichernd: Wenn wir zum Beispiel nach einem Arbeitstreffen mit den „Deutschen“ vom GFZ noch in Potsdam essen gehen, weiss Javier immer, wo es die besten Bockswürste gibt. Beim Essen erzählt Angelo, wie er in den Ferien in Kalabrien sein eigenes Olivenöl presst, und nach dem zweiten Bier (aus Bayern!! Und das fast in Berlin!) wird selbst der stille Andres etwas redseliger und gibt Müsterchen aus dem ungeliebten Russischunterricht seiner Jugend zum besten.
Darum: Die Europäische Integration ist eine Realität. Brexit hin oder her. Wenn es mit dieser EU nicht richtig in die Gänge kommt, so versuchen wir es mit einer anderen. Aber in finstere National- und Nationalistenstaaten zurückdrängen lassen wir uns nicht mehr.