In den letzten Jahren hat die Islamfeindlichkeit in Europa in einem erschreckendem Mass zugenommen. Die Attentate und Massenmorde in Norwegen und Deutschland sind nur die Spitze des Eisbergs. Noch bedenklicher ist, dass diskriminierende und rassistische Äusserungen gegen Muslime offenbar salonfähig geworden sind.
Zu diesem Thema empfehle ich zudem folgende ausgezeichneten Artikel:
- Muss die Weltwoche verboten werden?
- Genetische und andere Verirrungen
- Islamfeindlichkeit in Europa: 7 Anschläge auf Moscheen in Berlin
Islamophobie oder die unbegründete Angst vor dem Islam
Der Hauptgrund für diese islamfeindliche Stimmung ist oftmals die weitverbreitete Islamophobie, die bei viele Europäern aber auch Amerikanern herrsch, also die unbegründete Angst vor dem Islam und den Muslimen. Diese Islamophobie ist meist auf mangelndes aufgeklärtes Denken, Vorurteile und mangelndes Wissen über den Islam zurückzuführen. Es kein ist kein Zufall, dass in der Schweiz gerade Leute mit tiefem Bildungsstand der Minarett-Initiative zugestimmt haben, währenddem sie von Akademikern deutlich abgelehnt wurde. Zusätzlich wird diese Islamophobie natürlich gezielt von Rechtsparteien in Europa (Front national, NPD, PVV, SVP,...) geschührt.
Falsche Behauptungen und Vorurteile
Dabei werden teilweise bewusst (Drahtzieher) aber oftmals unbewusst (Mitläufer) falsche Behauptungen und Vorurteile über den Islam, die Muslime oder den Koran verbreitet (vor allem übers Internet), die oftmals rassistisch und diskriminierend sind (Auch Vimentis wurde davon leider nicht verschont). Auch der Attentäter von Norwegen Anders Breivik war einer von ihnen. Folgendes ist unter diesen Hasstiraden gegen den Islam besonders häufig zu finden:
- Geschichtliche Fakten werden verdreht und falsch wiedergegeben. Natürlich so, dass Muslime oder Araber besonders schlecht dastehen, währenddem z.B. Völkermorde durch Christen verharmlost werden.
- Koranstellen werden aus dem Zusammenhang genommen zitiert. Dass es in der Bibel gleiche oder ähnliche Stellen auch gibt wird bewusst oder aus mangelndem Wissen verschwiegen.
- Begriffe wie Religiongemeinschaft, Volk, Kultur, Rasse oder gar Spezies werden falsch verwendet oder vermischt. So werden Muslime oftmals als Volk dargestellt oder es wird von der muslimischen "Kultur" gesprochen.
- Die Begriffe "Muslime" und "Araber" werden synonym verwendet (obwohl 80% der Muslime weltweit keine Araber sind) oder der Iran wird fäschlicherweise als arabisch bezeichnet. Dies zeigt das offensichtlich mangelhafte Wissen dieser "Autoren".
- Muslime werden generell als besonders radikal gläubig hingestellt. Dass die meisten Muslime in der Schweiz aus säkularen Staaten (Ex-Jugoslawien, Albanien) kommt, wird verschwiegen.
- Es wird auch verschwiegen, dass die Schweiz keineswegs ein säkularer Staat ist. So müssen Unternehmen Kirchensteuern zahlen. Und in den meisten Kantonen werden die Pfarrerlöhne ganz oder teilweise über die ordentlichen Steuern bezahlt (d.h. auch Muslime oder Atheisiten zahlen).
- Wenn es darum geht den Islam schlecht zu machen, werden aus erzkonservative Gegnern der Frauenstimmrechts plötzlich Frauenrechtler. Dass beispielsweise die katholische Kirche gegen die Verfassung verstösst wenn sie Frauen das Priesteramt verwehrt, wird verschwiegen.
Das Märchen von der Islamisierung
Das grösste Märchen, dass aber verbreitet wird, das Märchen von der "Islamisierung" Europas. Das sich dieses Märchen, das allen Fakten widerspricht, überhaupt durchsetzten kann, hat mit der bereits angesprochenen weit verbreiteten Islamophobie zu tun. Wie absurd teilweise argumentiert wird, zeigt das Beispiel von dem abgewählten SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer. In einem in allen Zeitungen verbreiteten Inserat hatte er den Anteil der Muslime in der Schweiz auf 72% prognostiziert. Dabei hatte Schlüer einfach immer die Anteile alle 10 Jahre verdoppelt (nur weil er sich von 1990 bis 2000 verdoppelt hatte als Folge des Balkankriegs). Für 2050 würde gemäss Schlüer der Anteil 144% betragen. Spätestens jetzt merkt jeder, der einigermassen denken kann, wie stupid und unseriös die Behauptungen von Schlüer sind. Fakt ist, dass der Anteil der Muslime seit 2000 kaum mehr zugenommen hat, was die islamfeindlichen Hassprediger natürlich bewusst verschweigen!
Diskriminierende Sondergesetze
In vielen europäischen Staaten werden mittlerweile diskriminierende Sondergesetze für die muslimische Minderheit diskutiert. In der Schweiz hat man ein derartiges Sondergesetzt mit dem Minarett-Verbot, das klar gegen die Menschenrechte und die Grundrechte der Schweizer Verfassung verstösst, bereits eingeführt.
Die SVP als Vorbild für rechtsextreme Parteien in ganz Europa
Die SVP und ihre islamfeindlichen Exponenten (Freysinger, Wobmann, Reimann, Schlüer,...) werden mittlerweile bei rechtsextremer Gruppierungen in ganz Europa als Helden gefeiert. Zahlreiche solcher Gruppierungen haben SVP-Plakatsujets übernommen, darunter auch das Anti-Minarett-Plakat.
Gefährliche "neue" Rechtsterroristen
Die Anschläge in Norwegen und Deutschland zeigen wie gefährlich diese neuen Rechten sind. Und sie zeigen auch wie massiv und auf fahrlässige Art und Weise dieser neue Terrorismus verharmlost und unterschätzt wurde. Diese neue Rechte zeichnet sich durch folgende Punkte aus:
- Hass gegen die "Multikulti"-Gesellschaft
- Hass gegen "Linke" (wobei alles was nicht rechtsaussen ist, als "links" bezeichnet wird). Diese Linken werden für diese angeblich schädliche "Multikulti"-Gesellschaft verantwortlich gemacht
- Hass gegen Muslime (oftmals sind die Vertreter dieser neuen Rechtsextremen sogar "pro-jüdisch" eingestellt, also nicht mehr antisemitisch wie die Neonazis)
- christlich-konservative, teilweise christlich-fundamentalistische Grundhaltung
Besonders erschreckend ist, dass die neue Rechte offenbar "salonfähig" geworden ist. Rassistische Beleidigungen und Diskriminierungen von Muslimen stossen offensichtlich bei einem relativ grossen Teil der Bevölkerung nicht auf Widerstand (Siehe Annahme Minarett-Initiative). Erinnerungen an das frühe 20. Jahrhundert werden wach. Damals waren Beleidigungen und Diskriminierungen gegenüber Juden akzeptiert worden. Wie das endete wissen wir! Lernen wir aus der Geschichte, wehret den Anfängen!